Diagnose der „ECVM“ beim Pferd: Malformation oder harmlose anatomische Variation?

Frankfurt am Main, Hessen | Am 5. September veröffentlichte die Gesellschaft für Pferdemedizin e.V. eine Stellungnahme zur „Equine caudal cervical morphologic variation“ (ECCMV) sowie zur „Equine complex vertebral malformation“ (ECVM). Der Anlass dafür ist, dass sowohl Reiter als auch Züchter zunehmend die röntgenologische Untersuchung der unteren bzw. kaudalen Halswirbelsäule verlangen. Der Grund für diese Untersuchungen liegt häufig in einer Vielzahl von Symptomen, die klinisch nicht eindeutig auf die Halswirbelsäule lokalisiert werden können, oder in der Frage nach Prognosen im Zusammenhang mit Kauf, Nutzung im Reitsport, Zucht und Vererbung.

Der Begriff ECVM und seine Bedeutung

In pferdeaffinen Medien wird häufig der Begriff „ECVM“ verwendet, was als „Equine Complex Vertebral Malformation“ übersetzt werden kann. Der Begriff „Malformation“ impliziert jedoch eine Pathologie oder einen Defekt. Gemeint ist dabei eine anatomische Variation an der ventralen Kontur des 6. Halswirbels (C6).

Anatomische Variation: ECCMV

Ein treffenderer Begriff für diesen Befund ist „ECCMV – Equine Caudal Cervical Morphologic Variation“. Der C6-Halswirbel besitzt anstelle der Crista ventralis, die an C3-C5 ausgebildet ist, eine flache Lamina ventralis. Schon vor 100 Jahren wurden anatomische Varianten dieser Lamina an C6 beschrieben (Gorton 1923). Dabei können ein- oder beidseitig Anteile der Lamina ventralis fehlen und an der ventralen Kontur des C7 erscheinen.

Weitere anatomische Aspekte

In Verbindung mit dieser Variation wird auch die Ausprägung des Processus spinosus an C7 sowie der ersten beiden Rippenpaare diskutiert. Die Prävalenz dieser anatomischen Formveränderung wird bei Vollblütern und Warmblütern auf etwa 25% geschätzt.

Klinische Relevanz der anatomischen Variationen

Die klinische Relevanz dieser Varianten ist schwer zu bestimmen. Verschiedene Studien liefern widersprüchliche Ergebnisse. Einerseits wurden die Transpositionen der ventralen Lamina häufiger in Zusammenhang mit vergrößerten Facettengelenken und Schmerzen im Halswirbelbereich festgestellt. Andererseits traten diese Befunde in anderen Untersuchungen häufiger bei klinisch unauffälligen Pferden der Kontrollgruppe auf.

Schwierigkeiten bei der Diagnose und Objektivierung

Im Vergleich zu Gliedmaßenerkrankungen ist die Objektivierung der Symptomatik bei dieser speziellen Lokalisation problematisch. Eine eindeutige Kausalität zwischen den Symptomen und dem Röntgenbefund ist oft schwer oder gar nicht nachweisbar. Zudem erscheint es fraglich, ob vielfältige reiterliche, orthopädische und neurologische Probleme allein auf diesen Röntgenbefund zurückgeführt werden können.

Aktuelle Forschung und Empfehlungen

Aktuell werden weitere Studien an einer großen Population von Warmblutpferden durchgeführt, um eine mögliche genetische Komponente zu untersuchen. Angesichts des derzeitigen Kenntnisstandes ist es ratsam, diesen Röntgenbefund nicht als alleinige Diagnose für die Beurteilung eines Pferdes in Bezug auf Nutzung und Prognose zu betrachten.

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