Bornavirus bei Igeln und Bibern in Bayern nachgewiesen
Erlangen, Bayern | Bisher wurde die Feldspitzmaus als einziger bekannter Überträger des Borna Disease Virus 1 (Bornavirus, BoDV-1) angesehen, das auch für Menschen lebensgefährlich sein kann. Eine Infektion mit dieser Zoonose verläuft oft tödlich, da BoDV-1 das Gehirn befällt und schwere Entzündungen auslöst. Obwohl die Infektionsgefahr gering ist, stellt das Virus aufgrund seiner hohen Letalität einen wichtigen Schwerpunkt der Zoonose-Forschung dar.
Kürzlich wurde das Borna Disease Virus 1 (BoDV-1, umgangssprachlich als „Bornavirus“ bezeichnet) am Friedrich-Loeffler-Institut (FLI) bei mehreren erkrankten Igeln und einem Biber aus Bayern nachgewiesen. Zuvor waren die Tiere unabhängig voneinander mit neurologischen Krankheitsanzeichen gefunden worden und nach kurzer Erkrankungsdauer verendet oder mussten eingeschläfert werden. Das Bayerische Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) weist darauf hin, dass eine Übertragung von BoDV-1 auf den Menschen nach aktuellem Kenntnisstand durch den Kontakt zur Feldspitzmaus und deren Ausscheidungen erfolgen kann, eine Übertragung über andere Säugetiere ist bislang nicht bekannt.
Forschungsprojekt ZooBoFo: Neue Untersuchungen zu BoDV-1
Das LGL forscht zusammen mit dem FLI im Rahmen des Projekts "Zoonotic Bornavirus Focalpoint Bavaria 2.0 (ZooBoFo)" daran, ob neben der Feldspitzmaus auch andere Tiere wie Igel und Biber als Infektionsquellen infrage kommen. Mit Ausnahme der Feldspitzmaus erkranken Säugetiere schwer infolge einer BoDV-1-Infektion und gelten aber als Fehl- oder Sackgassenwirte, was bedeutet, dass sie das Virus nicht ausscheiden und nicht übertragen. BoDV-1 ist der Erreger der seit 250 Jahren bekannten Borna’schen Krankheit. Neu ist, dass Menschen ebenfalls infiziert werden können.
Sicherheit im Umgang mit Igeln
Igel sollen generell nicht mit bloßen Händen angefasst werden, da sie auch andere Krankheitserreger und Parasiten tragen können (unter anderem Leptospiren, Salmonellen), die auf den Menschen übertragbar sind. Der Einsatz von Schutzhandschuhen beim Umgang mit Igeln wird grundsätzlich empfohlen. Als Wildtiere sollen Igel auch keinen Zugang zu Futterstellen von Haustieren (z. B. Katzen) haben. Betreiber von Igel- oder Biberauffangstationen sollen Vorsicht beim Umgang insbesondere mit kranken Tieren walten lassen und neben Handschuhen auch eine Feinstaubmaske (FFP2/FFP3) tragen.
Vorsichtsmaßnahmen bei toten Wildtieren
Der Umgang mit toten oder überfahrenen Wildtieren sollte ebenfalls mit Vorsicht geschehen. Spitzmäuse und ihre Ausscheidungen sind potenzielle Infektionsquellen für BoDV-1. Handschuhe und Masken (z. B. FFP2/FFP3) bieten Schutz beim Entsorgen toter Tiere oder bei Reinigungsarbeiten in Bereichen, in denen Tiere ihre Ausscheidungen hinterlassen haben könnten.
Über ZooBoFo – Forschung für Prävention
Das One Health-Projekt „Zoonotic Bornavirus Focalpoint Bavaria“ (ZooBoFo) erforscht das Borna Disease Virus 1 (BoDV-1), einen gefährlichen Erreger, der sowohl Tiere als auch Menschen infizieren kann. Obwohl BoDV-1 seit über 250 Jahren als Erreger der Borna’schen Krankheit bei Tieren bekannt ist, wurde erst 2018 bestätigt, dass es auch Menschen infizieren kann. Infektionen führen meist zu schweren, tödlichen Gehirnentzündungen, insbesondere bei Tieren wie Pferden, Schafen und Alpakas, aber auch bei Wildtieren und Menschen. Da es weder eine zugelassene Therapie noch eine Impfung gibt und die genauen Übertragungswege unklar sind, ist die Arbeit von ZooBoFo von entscheidender Bedeutung. Das Projekt verfolgt einen holistischen One Health-Ansatz, der Mensch, Tier und Umwelt gleichermaßen einbezieht. Es zielt darauf ab, den Übertragungsweg besser zu verstehen, das regionale Vorkommen des Virus zu untersuchen und Präventionsmaßnahmen zu entwickeln, um die Gesundheit von Menschen und Tieren nachhaltig zu schützen.