16.9.24

Borna-Virus: Gefährdungsgebiete in Deutschland, Österreich und der Schweiz

Insel Riems, MV | Das Borna-Virus 1 (BoDV-1) ist ein tödlicher Erreger, der neurologische Erkrankungen bei Menschen und Tieren auslöst. Unter Leitung des Nationalen Referenzlabors für Bornavirusinfektionen der Tiere am FLI wurde nun die bisher umfassendste Studie zur Verbreitung des BoDV-1 veröffentlicht. Ursprünglich wurde die Infektion nur bei Haustieren wie Pferden und Schafen dokumentiert, doch in den letzten Jahren wurde auch eine steigende Zahl von menschlichen Fällen festgestellt. Die Krankheit wird durch den Kontakt mit dem natürlichen Wirt des Virus, der zweifarbigen Weißzahnspitzmaus (Crocidura leucodon), übertragen, die das Virus in ihren Exkrementen ausscheidet.

Geografische Verbreitung

BoDV-1 kommt in bestimmten Regionen Deutschlands, Österreichs, der Schweiz und Liechtensteins vor. Diese geografische Begrenzung ist auf die geringe Mobilität der Spitzmaus zurückzuführen. Das Virus zeigt eine starke geografische Bindung: Infizierte Menschen und Tiere stammen meist aus derselben Region wie das Virus, oft weniger als 40 Kilometer von der Quelle entfernt.

Karte: Verbreitungsgebiet des BoDV-1, farblich markiert nach genetischen Varianten (CC BY 4.0, modifiziert nach Ebinger et al., Nature Communications, 2024).

Karte: Verbreitungsgebiet des BoDV-1, farblich markiert nach genetischen Varianten (CC BY 4.0, modifiziert nach Ebinger et al., Nature Communications, 2024).

Krankheitsverlauf und Auswirkungen

Bei Menschen und Tieren führt eine BoDV-1-Infektion zu schwerer nicht-eitriger Enzephalitis, die in den meisten Fällen tödlich verläuft. Symptome beginnen häufig mit Fieber und Kopfschmerzen, gefolgt von neurologischen Störungen wie Krampfanfällen und Blindheit. Innerhalb weniger Tage bis Monate kommt es zum Koma und schließlich zum Tod. Bislang gibt es keine zugelassene Therapie oder Impfstoff gegen BoDV-1.

Übertragungswege und Infektionsquellen

Das Virus wird hauptsächlich durch den Kontakt mit der Spitzmaus übertragen. Allerdings ist der genaue Übertragungsweg auf Menschen und Haustiere nicht vollständig geklärt. Es gibt keine Hinweise auf eine Mensch-zu-Mensch-Übertragung. Die meisten Infektionen ereignen sich vermutlich durch den Kontakt mit infizierten Spitzmäusen oder deren Exkrementen.

Phylogeografische Analysen und Ausbreitungsmuster

Die Analyse der BoDV-1-Sequenzen zeigte eine bemerkenswerte geografische Stabilität der Virusvarianten. Die Infektion tritt oft in den Heimatregionen der Patienten auf, was auf eine enge Verbindung zwischen dem Virusreservoir und der Region hindeutet. Es gibt nur wenige Fälle, bei denen das Virus außerhalb der bekannten endemischen Gebiete nachgewiesen wurde. Diese Ausreißer könnten auf ungenaue Ortsangaben oder Reisen während der Inkubationszeit zurückzuführen sein.

Schlussfolgerung und zukünftige Maßnahmen

Diese umfassende Untersuchung zur molekularen Epidemiologie und Phylogeografie des BoDV-1 liefert wertvolle Informationen zur Risikoeinschätzung und Prävention. Die Erkenntnisse könnten helfen, Maßnahmen zu entwickeln, um den Kontakt zwischen Menschen, Tieren und dem Virusreservoir zu minimieren. Eine erhöhte Aufmerksamkeit von Ärzten und Tierärzten ist entscheidend, um zukünftige Fälle schneller zu erkennen und zu behandeln.

Mit der weiteren Datenerhebung könnte sich das Verständnis über die Ausbreitung des Virus und die damit verbundenen Gesundheitsrisiken erheblich verbessern.

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